IMG 20230720 141908051 Ausschnitt2 bearbeitet 650PxFür etwa 96 % der 83 Millionen Einwohner im hiesigen Industriestaat ist mit dem Druck auf die Spültaste das Geschäft erledigt – durch dicke Röhren rasch weggeleitet, hin zu einer zentralen Abwasseraufbereitung. Aus dem Auge, aus dem Sinn! Und wie entledigen sich die restlichen 4 %? Klärgruben sind auf dem dünn besiedelten Land bis dato die wirtschaftlichste Lösung.

Bevor es ans Eingemachte geht: Nach den aktuellsten verfügbaren Daten des Statistischen Bundesamts (2021) machten im Jahr 2017 die gesamtgesellschaftlichen Investitionen in die Abwasserwirtschaft mit 31,6! Milliarden € den größten Batzen im Umweltschutz aus – von insgesamt 70,4 Milliarden €. Ausgaben für Klimaschutz (9,5 Milliarden €) oder für Umweltforschung und -entwicklung (1,5 Milliarden €) erscheinen dagegen niedlich.

Die Würdigung unserer Wasserressourcen lässt den Klimawandel glatt im Schatten stehen! Doch während enorme Summen in den Betrieb kommunaler Kläranlagen, in Systeme zur Abwasservermeidung und in die Kanalisation strömen, sind häusliche Kleinkläranlagen (kurz KKA) ungeliebt und ignoriert zurückgeblieben. Woran liegt das? Was können die KKA leisten? Wo liegen die Schwierigkeiten? Und könnten Kleinkläranlagen auch zur Lösung des Nitrat-Problems beitragen – wie es jüngste lokalpolitische Entscheidungen suggerieren (zum Hintergrund siehe Ungeklärt! im TAZ-Blog)?

Der Antifouling-Alternative e. V. hat sich diesen Fragen genähert; Auszüge sind in unserem TAZ-Blog erschienen. Spoiler-Alert: Das Nitrat-Problem ist für Kleinkläranlagen eine Nummer zu groß. Dennoch können KKA viel mehr als man ihnen allgemein zutraut. Damit ist nicht die Denitrifikationsstufe gemeint, die der neueste Schrei auf dem KKA-Markt ist. Diese erweiterte Reinigung macht zwar in Trinkwasserschutz-Zonen und in ökologisch sensiblen Gebieten Sinn, sofern die Funktionalität sichergestellt ist. Doch einfach und solide ginge in der Fläche auch; nur hapert es viel zu häufig am solide. Das behördliche Auge schielt lieber darüber hinweg – in Richtung semizentrale Kläranlagen; Überwachungsproblem gelöst. Geschäftshungrige Wasserverbände schieben sich in Position. Die Landbevölkerung, die sich an der Zeche beteiligen soll, wartet erstmal ab…

Das Projekt wurde von der niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung gefördert. Das Flächenland Niedersachsen hat im Bundesvergleich das größte Kleinkläranlagen-Problem (Statistisches Bundesamt 2019). Und auch das größte Nitratproblem (UBA 2022).

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Projektveröffentlichungen

Sorgenkind Kleinkläranlagen: Hintergründe im Artikel Ungeklärt! auf TAZ-Blog (28.11.2022)

 Sündenbock Kleinkläranlagen: Geschäfte machen (Teile 1 bis 3) auf TAZ-Blog (August 2023)